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6.2 geoTalk
Im Rahmen eines zweiten Forschungsprojektes wurde eine Kooperation zwischen den Unternehmen multimediaplan und factline sowie wissenschaftlichen Einrichtungen der Technischen Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien und dem Institut für Publizistik initiiert. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Verknüpfung des factchat mit Daten eines geografischen Informationssystems (GIS).
Abb. 8: die Dimensionen des factchats und von geografischen Informationssystemen (GIS)
Effiziente Diskussionen über räumliche Informationen sind bisher praktisch nur in der realen Welt, persönlich und zeitgleich vor Ort oder anhand zur Verfügung stehender Materialien (Karten, Pläne), möglich. Werden Daten auch in der digitalen Welt räumlich und zeitlich klar referenzierbar, so lässt sich die Herstellung des notwendigen Gesprächskontextes stark vereinfachen. Erklärende oder beschreibende Textteile können stark reduziert werden. Räumliches Bezugnehmen im realen Raum, meist realisiert mittels nonverbaler Gesten (Zeigen), wird in der digitalen Welt durch Markierungen auf GIS-Daten wesentlich präziser und ortsübergreifend möglich.
Derzeit ist keine Technologie auf dem Markt erhältlich, die es mehreren Personen gleichzeitig ermöglicht, über räumliche Problemstellungen auf Basis von Karten und GIS-Daten via Internet zu diskutieren. Beide Technologien, der factchat als auch GIS-Systeme, verfügen über eine Zeit- und eine Raumdimension. Eine Kombination dieser beiden Technologien scheint für die genannte Problemstellung eine adäquate Lösung bieten zu können.
Abb. 9: Beispiel: factchat-Beiträge verknüpft mit Plankoordinaten
Das anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungsprojekt bzw. deren Teilnehmer widmen sich im Laufe der Konzeption und Umsetzung von geoTalk insbesondere auch nutzerorientierten Fragestellungen. So werden unterschiedliche Einsatzszenarien in entsprechenden Bereichen der Informationsbereitstellung (Bauvorhaben, Tourismusinformation, Koordination von freiwilligen Helfern bei Umweltkatastrophen etc.) sowie der Dialog-/Konfliktkommunikation (z.B. Bürgerbeteiligungsverfahren aller Art) analysiert. Ebenso wird die Möglichkeit des Einsatzes von geoTalk innerhalb der Projektorganisation bei stark räumlich orientierten Branchen wie z.B. Architekten, Raumplaner, Bauunternehmungen etc. untersucht.
Basis für diese Analysen werden aber auch Fragestellungen sein, die sich vom grundsätzlichen Umgang der User mit Karten und GIS-Daten für die Chatkommunikation ableiten. Solche sind etwa:
Welche Formen und welche Komplexität von Karten und GIS-Daten werden von Usern in der synchronen Onlinekommunikation akzeptiert bzw. erwartet?
Welche Möglichkeiten, die einen visuellen Raumbezug herstellen können (Zeiger, Markierung etc.) müssen bereitgestellt werden, damit diese Raumbezüge während eines Chats effizient lesbar sind?
Welcher Stellenwert wird der Zeitdimension zugeordnet (z.B. hinsichtlich der rückwirkenden Nachvollziehbarkeit von Gesprächsergebnissen)?
Die Evaluierung der Erfahrungen aus dem geoTalk-Projekt wird sich wahrscheinlich um einiges schwieriger gestalten als die Beobachtungen und Analysen des laufenden Projekts mit dem Institut für Publizistik. Dessen ungeachtet meinen wir, dass es an der Zeit ist, die Möglichkeiten der Chatkommunikation durch Visualisierungstechniken zu erweitern und auszubauen, um einen professionellen Einsatz von Chats in der Arbeitswelt und in Unternehmen zu fördern.